Die Donauschwaben in Vojvodina und der Nationalsozialismus   Leave a comment

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1991

 

Zoran Janjetović

 

DIE DONAUSCHWABEN IN DER VOJVODINA

UND DER NATIONALSOZIALISMUS

 

 

Banat vier Jagreszeiten

Vier Jahreszeiten – Pannonische Ebene

 

Über den Faschismus in Südosteuropa wird viel diskutiert und in diesem Beitrag soll ein besonderer Aspekt analysiert werden. Wenn es um die Donauschwaben geht, ist nur die deutsche Art des Faschismus, der Nationalsozialismus, relevant. Im Weiteren werden die Beziehungen der Donauschwaben aus der Vojvodina zur faschistischen Ideologie, Bewegung und politischen Praxis dargestellt. Dies ist besonders wichtig, weil die kommunistische Geschichtsschreibung in Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg die ganze deutsche Minderheit als “Faschisten” abgestempelt hat.1 Gleichzeitig versuchten die ehemaligen Führer der „Volksdeutschen“, ihre Tätigkeit und Ideologie von den Einflüssen des Nationalsozialismus rein zu waschen.2 Hier soll anhand eigener Forschungen und der wichtigsten Fachliteratur die Erfahrungen der Deutschen in der Vojvodina mit dem Nationalsozialismus in den 1930er Jahren und in der ersten Hälfte der 1940er Jahre skizziert werden.

In dem Beitrag steht der Name Vojvodina für das Gebiet der heutigen Autonomen Provinz Vojvodina innerhalb der Republik Serbien. Das bedeutet sowohl der serbische Teil des historischen Banats und der Batschka als auch der östliche Teil Syrmiens, das bis 1918 zum Königreich Kroatien-Slawonien gehörte. Die geographische Begrenzung trägt nicht nur der heutigen politischen Zugehörigkeit des Gebietes Rechnung, sondern auch der Zahl und der Bedeutung der donauschwäbischen Bevölkerung, die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dort siedelte.3 Vom Standpunkt der Verbreitung des Einflusses des Nationalsozialismus ist gerade dieses Gebiet von Bedeutung, da der Hauptkampf zwischen der alten Führung der deutschen Minderheit und den nationalsozialistisch eingestellten “Erneuerern” dort

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1 Stellvertretend steht das Buch von Petar Kačavenda: Nemci u Jugoslaviji 1918-1945. Beograd 1991. Es erschien am Ende des sozialistischen Jugoslawiens und stellt auf äußerst einseitige Weise die oft wissenschaftlich korrekten Ergebnisse der bisherigen jugoslawische Forschung dar. In den Nachfolgestaaten Jugoslawiens (vor allem in Slowenien, Kroatien und Serbien) ist nun teilweise dieses negative Bild abgeschwächt, aber eine objektive Darstellung der gesamten Geschichte der deutschen Minderheit in Jugoslawien von einem ex-jugoslawischen Verfasser fehlt.
2 Hier kann nicht die gesamte Fachliteratur genannt werden. Stellvertretend seien zwei Bücher erwähnt, wobei nur das zweite einen wissenschaftlichen Anspruch hat. Sehr häufig werden die Erinnerungen des ehemaligen Führers der deutschen „Volksgruppe“ zitiert: Sepp Janko: Weg und Ende der deutschen Volksgruppe in Jugoslawien. Graz/ Stuttgart 1982 und Johann Wüscht: Beitrag zur Geschichte der Deutschen in Jugoslawien für den Zeitraum von 1934 bis 1944. Kehl a. Rhein 1966.
3 Nach der jugoslawischen Volkszählung von 1931 lebten im Banat 120.450 Menschen deutscher Muttersprache, in der Batschka 173.058 und in Ost-Syrmien 49.345. Vgl. Das Schicksal der Deutschen in Jugoslawien. Augsburg 1995, S. 11E. Darunter gab es eine kleinere Zahl deutschsprachiger Juden. Aus jugoslawischen Quellen ist bekannt, dass mehrere Tausende Juden, die magyarisch als Muttersprache hatten deutsch als Nationalität angaben. Vgl. Arhiv Jugoslavije (im Weiteren: AJ), 335, f. 80; Arhiv Srpske akademije nauka i umetnosti (im Weiteren: ASANU), 14530-119/2; 14530-XIV. Von fast 500.000 Deutschen in Jugoslawien, lebten etwa 340.000 auf diesem Territorium.

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ausgetragen worden ist. Die Deutschen in Slowenien (manchmal Alt-Österreicher genannt) und teilweise die Donauschwaben in Slawonien machten andere Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus, die wegen den dortigen Lebensbedingungen und der Zusammensetzung der Bevölkerung unterschiedlich waren.4

Die Verbreitung der NS-Ideologie und seit 1933 der wachsende Einfluss der Dienststellen des Deutschen Reiches auf die deutschen Minderheiten war ein Phänomen, das mit der Geschichte der deutschen Volksgruppen, ihrer Lage in den jeweiligen Staaten und den Zielen der deutschen Außenpolitik in Verbindung stand. Das war eine allgemeine Erscheinung, und die Donauschwaben in der Vojvodina waren keine Ausnahme.5 Der gemeinsame Faktor, der in fast allen Ländern Südosteuropas das Eindringen des Nationalsozialismus erleichterte, war die Unzufriedenheit der deutschen Minderheiten mit ihrer sozialen und politischen Lage in den jeweiligen Staaten. Diese Unzufriedenheit spielte auch in jugoslawischen Fall eine wichtige Rolle.6 Obwohl die Lage der deutschen Minderheit besser als die der Magyaren oder Albaner war, ließ sie viel zu wünschen übrig. Im Durchschnitt waren die Donauschwaben in der Vojvodina wirtschaftlich etwas besser gestellt als ihre nichtdeutschen Nachbarn. 7 Ihr Wohlstand war aber nur relativ, und die Zahl der landlosen und kleinen Bauern war beträchtlich, obwohl sie nicht so hoch wie bei den Ungarn war. Bei der jugoslawischen Bodenreform erhielten Deutsche keine Grundstücke. Obwohl die deutschen Bauern wenig Land an den Agrar-Fond abgeben mussten, verloren ihre Gemeinden beträchtliche Flächen.8 Politisch konnten die Abgeordneten der deutschen Minderheit nur einen begrenzten Einfluss auf die Entscheidungen im Parlament ausüben.9 Nach der Einführung der Königsdiktatur 1929, verringerte sich die innenpolitische Bedeutung der deutschen Minderheit zusehends. Ihr Schulwesen war in der Vojvodina schwach entwickelt (nur in den ersten Jahren nach 1918 war die Schulbehörde entgegenkommend), und es bestand nur aus vierklassigen Grundschulabteilungen und einigen Mittelschulen, mit Lehrern die oft nur ungenügend die

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4 Dušan Biber, Nacizem i Nemci v Jugoslaviji 1933-1941. Ljubljana 1966, S. 67-69, 93-127, 140-166; Valentin Oberkersch: Die Deutschen in Syrmien, Slawonien, Kroatien und Bosnien. Geschichte einer deutschen Volksgruppe in Südosteuropa. Stuttgart 1989, S. 282-296; Tone Ferenc: Nacistička politika denacionalizacije u Sloveniji u godinama od 1941 do 1945. Ljubljana/ Beograd 1979, S. 81-113.
5 MacAlister Brown: The Third Reich’s mobilization of the German fifth column in Eastern Europe. In: Journal of Central European Affairs, XIX (1959), 2, S. 128-148.
6 Über die Lage der deutsche Minderheit in Jugoslawien in der Zwischenkriegszeit vgl.: Das Schicksal (wie Anm. 3), S. 15E-44E; Oberkersch, Die Deutschen (wie Anm. 4), S. 194-270; Mathias Annabring: Volksgeschichte der Donauschwaben in Jugoslawien. Stuttgart 1955, S. 11-20 und 26-74.
7 Wegen den unvollständigen Statistiken lässt sich kein genaues Bild der sozialen Lage der donauschwäbischen Bauern skizzieren. Vor dem Ersten Weltkrieg sah die Struktur ihres Landbesitzes in Südungarn folgendermaßen aus: 24,6% hatten unter 2,5 ha Land, 18,5 % zwischen 2,5 und 5 ha, 24,3% zwischen 5 und 25 ha, 37,4% zwischen 25 und 50 ha und 31,6% zwischen 50 und 500 ha. Vgl. Bohumil Hrabak: Dezerterstvo, S. 15.) Was die landlosen deutschen Bauern angeht, liegen für die Zwischenkriegszeit nur zur Batschka offizielle Angaben vor. Anfang zwanziger Jahren gab es dort 10.475 landlose Deutschen, die 18,18% der Landlosen, bzw. 6, 02% der Deutschen ausmachten. Vgl. Slavko Šećerov: Socijalno-agrarni odnosi u Bačkoj pred izvođenje agrarne reforme. Beograd 1929, S. 119. Nach den Daten der deutschen Führung, war die Struktur der Betriebe (in Katasterjoch = 0,575 ha) folgendes: 36, 6% zwischen 5 und 10, 32,3% zwischen 10 und 20, 25,4% zwischen 20 und 50, 4,9% zwischen 50 und 100, und 0,8% über 100 Kj. Vgl. Das Schicksal (wie Amn. 3), S. 15E. Insgesammt sollten die Deutschen in der Vojvodina 1938, 663.572 Kj. gehabt haben, was 42,38% der Ackerbodenfläche ausmachte. Vgl. Nikola Gaćeša: Nemci u agrarnoj reformi i vlasništvu obradivog zemljišta u Vojvodini 1919-1941. In: Ders.
: Radovi iz agrarne istorije i demografije. Novi Sad 1995, S. 294. Alle diese Daten sollten aber cum grano salis gesehen werden, da auch die offizielen Angaben manchmal widersprüchlich sind. Vgl. z.B. AJ, 38, 88/498 und Arhiv Vojno-istorijskog instituta (weiterhin: AVII), pop. 17, k. 94, f. 18, d. 1.
8 Gaćeša, Nemci (wie Anm. 7), S. 286-308.
9 Die Partei der Deutschen die Ende 1922 gegründet worden war, hatte eine ziemlich feste Wahlbasis die sich langsam erweiterte. Die Zahlen der Abgeordneten waren 8 in 1923 und 5 in 1925 und 1928. Vgl. Oskar Plautz: Das Werden der Volksgemeinschaft. Novi Sad 1940, S. 53-55.

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deutsche Sprache beherrschten.10 Etwas besser war die Lage des deutschen Vereinswesens.11 Die Stärke der Donauschwaben waren ihre vorbildlichen Wirtschaftsvereine12 und die sehr gut entwickelte (überwiegend lokale) Presse.13

Die allgemeine Lage der Deutschen in der Vojvodina war zwar erträglich, sie ließ aber viel zu wünschen übrig. Die kleine, aber agile national bewusste Intelligenzschicht, wurde während der 1920er Jahre von den radikaleren Sloweniendeutschen ermutigt, mit parlamentarischer Tätigkeit und Kontakten sowohl zur jugoslawischen, als auch zur deutschen Regierung, die Gesamtlage der Minderheit zu verbessern. Es wurden jedoch nur begrenzte Erfolge verzeichnet: das Nationalbewusstsein begann zwar zu erwachen, aber die Verbesserung der sozialen und politischen Lage der Minderheiten blieb aus. Bei der jüngeren Generation entstand Anfang der 1930er Jahre Unzufriedenheit. Sie war in Jugoslawien groß geworden, und hegte, im Unterschied zu breiten Kreisen der älteren Generationen, keine Sympathien für das Vorkriegsungarn oder das historische Königreich Kroatien-Slawonien. Sie war zugleich viel radikaler und ungeduldiger in der Formulierung ihrer Wünsche – und zwar besonders gegenüber den alten Führern, die ihrer Meinung nach, versagten, bzw. ihre Posten nur zum eigenen Vorteil nutzten.

Diese Generation der angry young men trat zeitgleich mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich auf. Diese jungen Intellektuellen lernten die neue Ideologie an deutschen und österreichischen Universitäten kennen, wo sie zum großen Teil studiert hatten. An den Universitäten war der Einfluss der Nationalsozialisten schon einige Jahre vor 1933 bedeutsam14 und daher kamen die jungen Intellektuellen mit radikalen Ideen in ihre Heimat zurück. Dort aber herrschte nicht nur die Königsdiktatur und eine Missachtung der Minderheitenrechte, sondern auch die Perspektivlosigkeit für junge Akademiker der Minderheiten. Für sie gab es praktisch keinen Zugang in den Staats- oder Gemeindedienst, aber auch nur wenige Posten in den Minderheitenorganisationen, wo einflussreiche „Alte” oft mehrere Posten gleichzeitig bekleideten.15

Es kam zum Kampf innerhalb der deutschen Minderheit vor allem in der Vojvodina.16 Dies war nicht nur der Kampf der Generationen, sondern auch der Weltanschauungen und teilweise der materiellen Interessen. Im Zentrum stand die größte und wichtigste Vereinigung der Jugoslawiendeutschen – der Schwäbisch-Deutsche Kulturbund, der damals nur 10 % der
10 Über die Entwicklung des Schulwesens der Donauschwaben: Josef Volkmar Senz: Das Schulwesen der Donauschwaben in Jugoslawien. München 1969. Anfang 1930er Jahren verbesserte sich die Lage in der Vojvodina, teilweise auch in Slawonien. Nach offiziellen Angaben des Kultusministeriums gab es im Jahr 1932 in ganz Jugoslawien 52.415 deutsche Kinder in den staatlichen Grundschulen. Davon hatte 44.069 Kinder Unterricht in ihrer Muttersprache, was 78% entsprachen. In der Vojvodina gab es 114 Schulen mit deutscher Unterrichtssprache, mit 629 Abteilungen und 33.608 Schüler. An Gymnasien lernten 1.778 deutsche Schüler, nur

175 aber hatten Unterricht auf Deutsch. Vgl. Ljubodrag Dimić: Kulturna politika u Kraljevini Jugoslaviji 1918-1941, III. Politika i stvaralaštvo. Beograd 1998, 32. Man soll nicht vergessen, dass es mehr deutsche Schulen in der Vojvodina als in Slowenien oder Slawonien gab.

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11 Plautz, Das Werden (wie Anm. 9), passim.
12 Es handelte sich vor allem um die sehr gut organisierten und entwickelten Genossenschaften. Vgl. Plautz, Das Werden (wie Anm. 9), S. 90-95; Jovan Durman: Zadrugarstvo Nemaca u Jugoslaviji do Drugog svetskog rata, Zadružni arhiv, 2, 1954; Ivan Milivoj Varga: Naše zadrugarstvo. In: Jubilarni zbornik života i rada SHS 1918-1928. Beograd 1928, S. 279-289.
13 Über die donauschwäbische Presse in den 1930-er Jahren mit einer Vorgeschichte: Branko Bešlin: Vesnik tragedije. Nemačka štampa u Vojvodini (1933-1941). Novi Sad 2001
14 Georg C. Mosse: The Crisis of German Ideology. Intellectual Origines of the Third Reich. New York 1964, S.
268 und 271.
15 Biber, Nacizem (wie Anm. 4), S. 43-91; Oberkersch, Die Deutschen (wie Anm. 4), S. 228-251; Annabring, Volksgeschichte (wie Anm. 6), S. 65-69; Das Schicksal (wie Anm. 3), S. 39 E-40 E.
16 In der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre dehnte sich der Kampf auf Slawonien auf, dort nahm er spezifische Merkmale an, die er in der Vojvodina nicht hatte.

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„Volksdeutschen“ umfasste.17 Man könnte denken, es handelte sich um einen Sturm im Wasserglas. Dem war aber nicht so, denn die jugoslawischen Behörden mischten sich diskret ein, und weniger diskret auch Dienststellen und völkische Organisationen des Deutschen Reiches. Die Bedeutung des Kampfes lag nicht in der Zahl der Kulturbund-Mitglieder sondern darin, dass der größte Teil der damaligen national bewussten volksdeutschen Intelligenz sich daran beteiligte. Der Richtungskampf dauerte bis 1938/39 und wurde nicht nur durch die Presse 18 und Versammlungen, sondern auch durch Straßenschlägereien ausgetragen. Wie in anderen deutschen Volksgruppen in Europa, siegten die jungen “Erneuerer” – nicht weil sie mehrheitlich die deutsche Bevölkerung hinter sich hatten, sondern wegen der Hilfe der Dienststellen aus dem Reich, vor allem der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi)19. Dies geschah zur Zeit der allgemeinen Radikalisierung der Innen- und Außenpolitik im Deutschen Reich, und war die unmittelbare Folge derselben.20 Die außenpolitischen Erfolge des Reiches waren gekoppelt mit aggressiver Propaganda, die durch die volksdeutschen Zeitungen, den Rundfunk und Filme aus dem Reich sowie durch Besuche reichsdeutscher Aktivisten vermittelt worden war. Durch diese Mittel erlangten die neuen Führer eine Akzeptanz bei der donauschwäbischen Bevölkerung. 21 Da sowohl die alten wie die jungen Führer Unterstützung im Reich suchten, ermöglichte die alte Bundesleitung des Kulturbundes die ideologische Umorientierung der Massen durch ihre Annäherung an den Nationalsozialismus während der Kampfes gegen die so genannten Erneuerer.22

In den verbliebenen Jahren bis zum deutschen Angriff auf Jugoslawien im April 1941 wurde die überwiegende Mehrheit der deutschen Minderheit im Kulturbund organisiert. Dies galt besonders für die Vojvodina: die neue Bundesleitung, (die sich seit dem Frühjahr 1940 als “Volksgruppenführung” bezeichnete) prahlte Ende 1940, dass 98% der Jugoslawiendeutschen Mitglieder des Kulturbundes geworden seien23 und dieser nun die gesamte deutsche Volksgruppe organisiert habe.24 Die neue Führung war recht erfolgreich in der Organisierung breiter Schichten und der Kulturbund nahm immer mehr die Merkmale der NS-Massenorganisationen und ihrer Gliederungen an. Die außenpolitische Erfolge des Deutschen Reiches und der neue Nationalstolz der Vojvodinadeutschen waren dabei entscheidende Faktoren.25

Wie stand es mit der Akzeptanz der NS-Ideologie bei den Donauschwaben in der Vojvodina? Darüber ist schwer zu urteilen, weil es damals keine Meinungsforschungen gab. Der Einfluss

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17 Zoran Janjetović: O nacifikaciji vojvođanskih Švaba, Tokovi istorije, VI (1999), 1-4, S. 252.
18 Über die Rolle der donauschwäbischen Presse in diesem Konflikt und danach, siehe das ausgezeichnete Buch von Bešlin (wie Anm. 13).
19 Seit 1938 wurde die VoMi die einzige für die Volksdeutschen zuständige Dienststelle. Mehr darüber siehe: Valdis O. Lumans: Himmler’s Auxiliaries. The Volksdeutsche Mittelstelle und the German minorities of Europe 1933-1945. Chapel Hill, London 1993.
20 Biber, Nacizem (wie Anm. 4), S. 207-210; Hans-Adolf Jacobsen: Nationalsozialistische Außenpolitik 1933-1938, Frankfurt a. M./ Berlin 1968, S. 249; William L. Shirer: The rise and fall of the Third Reich. A history of Nazi Germany. London 1976, S. 382-393. Janko behauptet in seinen Erinnerungen er sei statutgemäß gewählt worden. Rein formell stimmt das, aber in Wahrheit wurde er von der VoMi als einziger Kandidat aufgezwungen. Vgl. Janko, Weg (wie Anm. 2), S. 38.)
21 Janjetović, O nacificaciji (wie anm. 17), S. 251.
22 Die volksdeutsche Führung suchte immer Unterstützung im Deutschen Reich. Weil es seit 1933 nötig war, dabei sich der NS-Phraseologie zu bedienen, drang der NS-Wortschatzes und allmählich das Gedankengutes in die donauschwäbische Presse ein. Vgl. Bešlin, Vestnik (wie Anm. 13).
23 Janko, Weg (wie Anm. 2), S. 40.
24 Josip Mirnić: Nemci u Bačkoj u Drugom svetskom ratu. Novi Sad 1974, S. 58. Diese übertriebene Zahl war das Ergebnis einer Täuschung (die Familienangehörigen eines Mitgliedes des Kulturbundes wurden automatisch auch als Mitglieder gezählt) und des Drucks, der auf die national nicht Begeisterten ausgeübt worden war.Vgl. AVII pop. 17, k. 528, f. 1, d. 3, 36, 46; k. 32, f. 1, d. 26; k. 11, f. 5 d. 9; k. 22, f. 3, d. 37; k. 1, f. 4, d. 59 ; AJ, 74, 9/17; Mirnić, Nemci (wie Anm. 24) S. 56.
25 Janjetović, O nacifikaciji (wie Anm. 17), S. 251-252.

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Zoran Kezic - selo

Zoran Kezić, Ölgemälde – Banater Dorf

 

 

der Ideologie kann anhand verschiedener Faktoren ermittelt werden. Diese Faktoren kann man in zwei Gruppen einteilen: jene, welche die Aufnahme des NS-Gedankenguts förderten und jene, die sie verhinderten bzw. erschwerten. Unter den ersten kann man an erste Stelle den Antisemitismus erwähnen, der unter den Donauschwaben (aber auch unter anderen Volksgruppen in der Region) stark verbreitet war.26 Er war leicht zu instrumentalisieren, umso mehr, da die volksdeutsche Presse (sowohl die unter dem Einfluss des Kulturbundes, als auch die der “Erneuerer”) in den 1930er Jahren, immer mehr antisemitische Propaganda verbreitete.27 Der andere Faktor, der die die Verbreitung der NS-Ideologie förderte, war die Unzufriedenheit in der donauschwäbischen Bevölkerung. Die Intelligenz war unzufrieden mit der Assimilationsbestrebungen des Staates, mit der Unmöglichkeit angemessene Stellen in der Verwaltung zu bekommen, den Mängeln im Schulwesen und dem (wie man das sah) allgemeinen Niedergang der Minderheit. Die Bauern waren unzufrieden mit den hohen Steuern, der ungerechten Agrarreform, der Begrenzung der Möglichkeiten zum Landkauf und der Bevorzugung der slawischen Bauern überhaupt. Diese Probleme wurden durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise noch verschärft. Die alten Führer konnten die Lage nicht verbessern, und die “Erneuerer” kritisierten sie rücksichtslos und oft demagogisch, ihre Leistungen und die tatsächliche Schwierigkeiten außer Acht lassend.

Die volksdeutsche Presse, die sich seit jeher stark an den Trends im „Mutterland“ orientierte, half auch bei der Verbreitung des NS-Einflusses. Dabei war es wichtig, dass auch die Bundesleitung und ihre Presse im Kampf gegen die “Erneuerer” den NS-Wortschatz und das Gedankengut gebrauchten sowie mit der Förderung durch die NS-Dienststellen liebäugelten.

Die Faktoren, welche die Verbreitung der NS-Ideologie erschwerten, waren: der niedrige Stand des Nationalbewusstseins, der eine Folge der Jahrzehnte der Magyarisierung bzw. Kroatisierung28 war. Auch die starke Religiosität, besonders die der katholischen Donauschwaben –sie machten 80% der Gruppe aus29 – war eine Gegenwirkung in einigen katholischen Jugendvereinen und Zeitschriften.30 Auf das Nationalbewusstsein wirkte die Römisch-katholische Kirche als Einschränkung, wenn nicht offen magyarisierend oder kroatisierend. Auf diese Weise stellte sie ein Doppelhindernis für die Verbreitung der NS-Ideologie dar. Nach dem Zusammenbruch der katholischen Jugendvereine im Frühling 193831, blieben die katholischen Zeitschriften die einzige nennenswerte Opposition zum Nationalsozialismus innerhalb der deutschen Minderheit. Sie war aber viel zu schwach, um die Propaganda des Kulturbundes und des Reiches zu entkräften.

Zum Unterschied von der Römisch-katholischen Kirche, deren Priester in der Mehrheit durch den magyarischen oder kroatischen Einfluss sich zum Nationalsozialismus passiv oder abweisend verhielten, war der evangelische Klerus traditionell stärker national bewusst. Daher war er in den dreißiger Jahren für die NS-Ideologie, die man mit dem Deutschtum gleichsetzte, offen.32 Die evangelische Presse verbreitete, im Gegenteil zur katholischen, das

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26 Ausfürlich darüber: Janjetović, O nacifikaciji (wie Anm. 17), S. 243-244.
27 Bešlin, (wie Anm. 13), passim.
28 Janjetović, O nacifikaciji (wie Anm. 17), S. 242-243.
29 Mirnić (wie Anm. 24), S. 57; Branimir Altgeyer: Elaborat o njemačkoj narodnoj skupini, I dio, s. l., 1947, Prilog, 9 (AVII, Nemačka arhiva, k. 40-D, f. 3, d. 1.)
30 Über die katholische donauschwäbische Presse siehe: Bešlin, Vestnik (wie Anm. 13), S. 149-168; Ders.: Nemačka katolička štampa u Vojvodini i njen spor sa nacionalsocijalistima 1935-1941. Godine, Zbornik za istoriju Matice srpske, XXIV, 59-60, 1999, S. 107-122. Der stärkste Widerstand wurde von dem Apatiner Wochenblatt «Die Donau» geleistet, unter der Leitung von Adam Berenz. Es vertrat den konservativen, katholischen und pro-ungarischen Standpunkt. Vgl. M. Merkl (Hg.): Weitblick eines Donauschwaben, Dieterskirch 1968.
31 Altgeyer (wie Anm. 29), S. 46.
32 AJ, 66, 3/6. Trotzdem gab es auch pro-ungarische evangelische Geistliche. Vgl. Ekkehard Völkl: Der Westbanat 1941-1944. Die deutsche, die ungarische und andere Volksgruppen. München 1991, S. 132-133, 136.

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NS-Gedankengut und brachte es in Einklang mit dem lutherischen Christentum.33 Darum waren auch die evangelischen Gläubigen stärker bereit, die NS-Propaganda zu akzeptieren.34 Diese Situation widerspiegelte in groben Zügen auch die im Deutschen Reich.35

Vermutlich waren die wichtigsten Faktoren, welche die Donauschwaben in der Vojvodina für den Nationalsozialismus gewannen, Hitlers “Machtergreifung” und die außenpolitischen Erfolge des Reiches, besonders in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre.36 Nur wenige kannten die Alltagswirklichkeit im Reich aus eigener Erfahrung, und die seltenen Stimmen von Kritikern galten als nicht glaubwürdig.37 Für den unzufriedenen donauschwäbischen Bauern war es leicht, das unbekannte „Mutterland“ zu idealisieren – eine Haltung, die oft bei Angehörigen von Minderheiten gegenüber ihrem Nationalstaat zu verzeichnen ist.38 Natürlich wussten die volks- und reichsdeutschen NS-Propagandisten diese Einstellung der vor allem jüngeren „Volksgenossen“ geschickt für eigene Zwecke aus zu nutzen.

Die nicht zu unterschätzenden Faktoren, welche die “Gleichschaltung”, wenn nicht sogar “Nazifizierung” der Deutschen in der Vojvodina erleichterten, waren ihre fast völlige politische Unerfahrenheit, und ihre Gewohnheit, den Führern (“die Herrschaft”) zu folgen. Die überwiegend bäuerliche donauschwäbische Gesellschaft hatte keine Erfahrungen mit der Demokratie im alten Ungarn gemacht, und konnte dieses Manko in Jugoslawien nur begrenzt nachholen. Außerdem war ein Meinungskampf nicht Sache der praktisch orientierten donauschwäbischen Bauern.39

Da es keine zeitgenössische soziologische Forschung darüber gab, ist es unmöglich, mit Sicherheit zu sagen, wie viele Deutsche in der Vojvodina mit dem Nationalsozialismus sympathisierten. Man kann aber die sozialen Gruppen benennen, die stärkere Sympathien für den Nationalsozialismus hatten. Es handelte sich vor allem um Jugendliche, die keine ungarische Erziehung genossen hatten; die älteren Generationen waren viel kritischer und skeptischer, teilweise wegen ihrer magyarischen oder kroatischen Erziehung.40 Es gab mehr Unterstützung für die Nazis unter den Ärmeren als unter den Wohlhabenden, da die Unzufriedenheit unter den ersten größer war.41 Nicht nur waren die Begüterten mit der alten Führung der Volksorganisationen verbunden und scheuten radikale Änderungen, die ihre Lage gefährden konnten. Die “Erneuerer” bedienten sich auch einer sozialen Demagogie und sprachen von der konfliktlosen „Volksgemeinschaft“ als Ziel. Der Anteil der NS-Sympathisanten war größer unter den Lutheranern als unter den Katholiken.42

Im Zusammenhang mit der Frage, wie viele Volksdeutschen die NS -Ideologie akzeptierten, stellt sich die Frage: Was bedeutete der Nationalsozialismus für die Deutschen in der Vojvodina und wie tief war der Einfluss desselben auf die Leute, die ihn dort akzeptierten. Wie auf die vorangegangenen Fragen, gibt es auch auf diese keine endgültige Antwort, weil uns dafür die Quellen fehlen. Man kann vermuten, dass die einfachen donauschwäbischen

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33 Bešlin, Vesnik (wie Anm. 13), S. 169-174.
34 AVII, pop. 17, k. 21, f. 3, d. 24.
35 Richard Grunberger: The 12-Year Reich. A Social History of Nazi Germany. New York 1971, S. 481-501.
36 Biber (wie Anm. 4), S. 194, 240; AJ, 38, 7/27; AVII, pop. 17, k. 912, f. 3, d. 28; f. 4, d. 37; k. 527, f. 3, d. 45; k. 76, f. 2, d. 32; k. 21, f. 7, d. 23.
37 AVII, pop. 17, k. 76, f. 1, d. 31, 44.
38 Man konnte dies an anderen Minderheiten Jugoslawiens in der Zwischenkriegszeit beobachten, aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg: die Albaner idealisierten das stalinistische Albanien von Enver Hoxha während der 1980-er, die Serben in Kroatien und Bosnien während der 1990er das Serbien von Milošević in dem eine Hälfte der Serben mit dem Regime äußerst unzufrieden war.
39 Zoran Janjetović: Duhovni profil vojvođanskih Šđvaba. In: Tokovi istorije, VII (2000), 1-2, , S. 63.
40 AVII, pop. 17, k. 912, f. 3, d. 24, 25; k. 76, f. 2, d. 32; k. 95 b, f. 6, d. 19.
41 ASANU 14530-XIV 2; Altgeyer (wie Anm. 29), S. 48.
42 Janjetović, O nacifikaciji (wie Anm. 17), 252-255.

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Bauern recht wenig von der abstrusen NS-Ideologie mitbekamen.43 Vermutlich fand der Nationalsozialismus in der Vojvodina Anhänger bei dem gleichen menschlichen Typus wie in Deutschland, und zwar aus ähnlichen Gründen. Die Leute die ihn akzeptierten, haben ihn oft nicht als Ganzes angenommen, sondern nur die Aspekte gesehen, die ihren eigenen Einstellungen und Bedürfnissen entsprachen.44 Bei der überwiegenden Mehrheit der Donauschwaben, die sich für den Nationalsozialismus begeisterten, war es wohl eher eine Verherrlichung der großen „Mutternation“ seitens einer unterdrückten nationalen Minderheit, als eine Begeisterung für den Nationalsozialismus.45

Über die Breite und Tiefe des NS-Einflusses gibt es widersprüchliche und lückenhafte Quellen. Einerseits steht in einem Bericht des jugoslawischen Generalstabes vom Juli 1936, dass der Nationalsozialismus unter den Jugoslawiendeutschen schon tiefe Wurzel geschlagen hat.46 Andererseits berichtete 1938 der Stab des Divisionsgebietes Donau 1938, dass sich “der Nationalsozialismus hie und da verbreitet”.47 Im Mai 1939 meinten die jugoslawischen Behörden, dass trotz des erheblichen Wachstums des Kulturbundes, die “Gleichschaltung” der deutschen Minderheit noch nicht beendet sei. Sie galt als nach wie vor durch politische, soziale und wirtschaftliche Verschiedenheiten gespalten.48 Ein Jahr später stellte ein Vertrauensmann der neuen Bundesleitung des Kulturbundes fest, dass in manchen Ortsgruppen in der Vojvodina die Führer ungenügende Kenntnisse der NS-Ideologie hätten.49 Noch im Oktober 1942 hieß es in einem Bericht über die donauschwäbische Waffen-SS Division “Prinz Eugen”, die Soldaten bräuchten “sehr stark eine weltanschauliche und politische Erziehung”, 50 was als Zeichen unvollendeter Indoktrinierung zu werten ist. Tatsächlich existierten ideologische Unterschiede, vor allem zwischen den “Christen”, d.h. älteren, ungarnfreundlichen Konservativen und den nationalistischen “Erneuerer” bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.51 Das beweist, dass die ideologische Nazifizierung, im Unterschied zur organisatorischen Gleichschaltung nie vollständig war.

Die kommunistischen Historiker in Jugoslawien behaupteten, dass die Nazifizierung und Gleichschaltung der deutschen Minderheit seitens der Dienststellen aus dem Deutschen Reich im Interesse der aggressiven deutschen Außenpolitik durchgeführt worden sei.52 Dies entspricht nicht völlig den Tatsachen. Gewisse paramilitärische Gruppen wurden zwar mit der Hilfe dieser Dienststellen organisiert, ihre Organisation blieb aber bis April 1941 eher locker, rudimentär und fast ohne Bewaffnung.53 Hitlers Absicht bezüglich Jugoslawiens (und ganz Südosteuropas) war es, dieses Gebiet als Rohstoff- und Nahrungsmittellieferant an das Reich zu binden, ohne es unter seine unmittelbare Okkupation zu stellen.54 Darum enthielt der

43 Die NS-Ideologie war manchmal den NS-Führern selbst unverständlich! Vgl. Joachim C. Fest: The Face of the Third Reich. London 1979, S. 255.

44 Lumans, Himmler’s Auxiliaries (wie Anm. 19), S. 28-29.
45 Nenad Stefanović (Hg.): Ein Volk an der Donau. Das Schicksal der Deutschen in Jugoslawien unter dem kommunistischen Tito-Regime. Gespräche und Kommentare serbischer und deutscher Zeitzeugen. München 1999, S. 53.

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46 AVII, pop. 17, k. 89, f. 1, d.
47 AVII, pop. 17, k. 912, f. 3, d. 28.
48 AJ, 71, 3/8.
49 AVII, pop. 17, k. 32, f. 1, d. 28.
50 Thomas Casagrande: Die volksdeutsche SS-Division “Prinz Eugen”. Die Banater Schwaben und die nationalsozialistischen Kriegsverbrechen. Frankfurt/M 2003, S. 233.
51 Mirnić (wie Anm. 24), S.101; Anton Zollitsch: Filipowa. Entstehung, Wachsen und Vergehen einer donauschwäbischen Gemeinde in der Batschka. Freilassing 1957, S. 175.
52 Kačavenda (wie Anm. 1), S. 27; Ferenc (wie Anm. 4), S. 85-95, 102-113; Biber (wie Anm. 4), S. 229-251; Mirnić (wie Anm. 24), S. 70-72.
53 Sandor Vegh: Le system du pouvoir d’occupation allemand dans le Banat Yougoslave 1941-1944. In: Les systems d’occupation en Yougoslavie 1941-1945. Belgrade 1963, 498.
54 Vgl. J. B. Hoptner: Yugoslavia in Crisis 1934-1941. New York, London 1963; Dušan Lukač: Treći Rajh I zemlje jugoistočne Evrope, II, 1937-1941. Beograd 1982, S. 456-478.

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deutsche Angriffsplan, der 1941 in aller Eile zusammengestellt worden war, keinen Bezug auf die Mitarbeit der deutsche “fünften Kolonne”.55

Die Politik des Deutschen Reiches gegenüber den Volksdeutschen in Jugoslawien war immer zweispurig. Sie bestand aus der “offiziellen” Linie des Auswärtigen Amtes und aus der “inoffiziellen”, welche die VoMi sowie andere Dienststellen und Organisationen (AO der NSDAP, VDA, Gustav-Adolf -Verein, Reichsverband für die katholische Auslandsdeutschen usw.) vertraten. Sie waren oft nicht miteinander in Einklang zu bringen. Das Auswärtige Amt versuchte, der einzige Träger der Außenpolitik des Reiches zu sein, und die VoMi war bemüht, die einzige zuständige Dienststelle für die Volksdeutschen europaweit zu werden. Letztendlich hat keine der beiden Institutionen den Sieg davongetragen: die VoMi bekam zwar die gewünschte auschliessliche Zuständigkeit für die Volksdeutschen, aber weil die volksdeutsche Frage nur eine, und nie die wichtigste im Rahmen der gesamten Außenpolitik war, befasste sich auch das AA immer wieder mit den Volksdeutschen. Dies war vor allem dann der Fall, wenn die Tätigkeit ihrer lokalen Hitzköpfe oder der Vertrauensmänner der VoMi sowie anderer Agenturen die guten zwischenstaatlichen Beziehungen mit Jugoslawien zu stören drohten.56 Solche Situationen waren typisch für die Überlappung der Zuständigkeiten, die einerseits die Widerspiegelung des Machtkampfes in Hitler-Deutschland waren, andererseits aber ermöglichten sie den NS-Machthabern einen breiteren Spielraum in der Verfolgung der außenpolitischen Ziele. Verschiedene Gruppen unter den Volksdeutschen suchten Unterstützung bei verschiedenen Dienststellen (die “Alten” beim AA, die “Erneuerer” bei der VoMi und dem VDA), was die Spaltung der Volksgruppe vertiefte und ein gemeinsames Auftreten gegenüber den jugoslawischen Behörden verhinderte.57

Mit der Amtsübernahme der neuen Bundesleitung des Kulturbundes wurde das Auftreten der Volksdeutschen viel einheitlicher. Zwar machte die Politik von Hitzköpfen (wie Gustav Halwax) ab und zu Schwierigkeiten, aber ihre Tätigkeit war jetzt viel leichter unter Kontrolle zu halten. Damit wurde die deutsche Minderheit in Jugoslawien (wie alle deutschen Minderheiten in Europa), als “Volksgruppe” organisiert und in ein fügsames Instrument der reichsdeutschen Außenpolitik verwandelt. Sie stellte ein Potenzial dar, mit dem im Reich gerechnet werden konnte, das aber nur durch die radikale Änderung in den zwischenstaatlichen Beziehungen zum Tragen kam.

Der Militärputsch am 27. März 1941 spornte Hitler an, Jugoslawien als unzuverlässigen Bündnispartner zu zerschlagen. In dem unter Zeitdruck entstandenen Angriffsplan gab es keinen Platz für die Volksdeutschen. Trotzdem spielten sie eine Rolle im kurzen Balkanfeldzug. Die paramilitärischen Gruppen, deren Existenz die jugoslawischen Behörden schon einige Jahren vor dem Krieg registriert hatten, sorgten zusammen mit den offensichtlich erst nach dem deutschen Angriff aufgestellten volksdeutschen Bürgerwehren nicht nur für Ordnung und Sicherheit in donauschwäbischen Siedlungen, wie manche volksdeutsche Autoren nach dem Krieg behaupteten.58 Sie entwaffneten auch die sich zurückziehenden jugoslawischen Soldaten und sogar kleine Einheiten. In einigen Orten besetzten sie strategische Objekte wie z.B. den Belgrader Militärflugplatz.59 Dies wurde der ganzen

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55 Aprilski rat 1941, II, Beograd 1987, S. 371-376, 383-396.
56 Jacobsen (wie Anm. 20), S. 159-239, 609; Biber (wie Anm. 4), S. 71-73; Lumans (wie Anm. 19); Johann Wuescht: Jugoslawien und das Dritte Reich. Eine dokumentierte Geschichte der deutsch-jugoslawischen Beziehungen von 1933-1945. Stuttgart 1969, S. 255; Aprilski rat, S. 272.
57 Akiku Shimizu: Die deutsche Okkupation des serbischen Banats 1941-1944, mit besonderer Berücksichtigung der deutschen Volksgruppe in Jugoslawien. Münster 2003, S. 47-64.
58 Die namhaften Beispiele: Wuescht, Beitrag, S. 68-90; Josef Beer: Donauschwäbische Geschichte aus erster Hand. München 1987, S. 118.
59 Biber (wie Anm. 4), S. 251-267; Kačavenda (wie Anm. 1), S. 25-27; Žarko Atanacković: Srem u narodnooslobodilačkom ratu i socijalističkoj revoluciji. Beograd 1968, S. 78-80; Ders.: Zemun i okolina u ratu i revoluciji. Beograd 1962, 48; Mirnić (wie Anm. 24), S. 78; Das Schicksal (wie Anm. 3), S. 47 E-48 E.

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Donauschw. Vierjahreszeiten

Jahreszyklus

 

Minderheit nach dem Krieg von den neuen Behörden Jugoslawiens angelastet und diente zusammen mit den Massenmorden und Terrorakten, die in manchen Orten unter Beteiligung der Volks- und Reichsdeutschen stattfanden60, als eine der Hauptbegründungen für die grausame Behandlung der Volksdeutschen in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg.

Fest steht, dass die deutschen Truppen in allen donauschwäbischen Dörfern und Städtchen begeistert begrüßt wurden. Die radikaleren Teile der deutschen Minderheit hegten nun die Hoffnung, es würde ein autonomes donauschwäbisches Gebiet (“Donauland”, “Prinz-Eugen-Gau”, “Donauschwabenland” oder “Freistaat Banat” genannt) entstehen. Obwohl diese Hoffnung von Strategen im Deutschen Reich genährt worden war und von Truppenteilen vor ort unterstützt wurde, endeten sie aufgrund eines Befehls von Heydrich, da sie den Aufteilungsplänen der NS-Machthaber zuwiderlief.61

Gleich nach der militärischen Niederlage kam es zur Zerstückelung Jugoslawiens. Es wurde offensichtlich, dass es für die Donauschwaben wenig Platz in den Plänen der Strategen aus dem Deutschen Reich gab. Unter krasser Missachtung ihrer Wünsche wurde ihr Siedlungsgebiet auf mehrere Nachfolgestaaten verteilt. Es war wie vor dem Krieg: die Interessen des Deutschen Reiches waren viel wichtiger als die Bestrebungen der Volksdeutschen.

Wie das gesamte jugoslawische Staatsgebiet wurde auch die Vojvodina aufgeteilt: Syrmien wurde ein Teil des neu geschaffenen „Unabhängigen Staates Kroatien“ (USK), des berüchtigten Ustascha-Staates und die Batschka wurde mit Ungarn wiedervereinigt. Das serbische Banat wurde ein de facto autonomer Teil im deutschen Besatzungsgebiet Serbien, weil die Gefahr bestand, dass es zum Zankapfel zwischen Ungarn und Rumänien würde. Einerseits wurden die maximalistischen Ansprüche der donauschwäbischen Führer enttäuscht; andererseits aber verbesserte sich die Lage der Volksdeutschen im Vergleich mit der jugoslawischen Zeit. Dies galt besonders für Kroatien und das Banat. In der Batschka war die Verbesserung eher auf dem Papier als in der Praxis. In Kroatien und im Banat wurden alle Donauschwaben in der „Volksgruppe“ organisiert und diese als Rechtspersonen gesetzlich anerkannt. Sie konnten sich nun ohne staatliche Kontrolle entwickeln, die deutsche Sprache wurde eine der zwei offiziellen Sprachen im Banat, und teilweise auch in Kroatien (in Gemeinden mit mehr als 20 % Deutschen). Das deutsche Schulwesen erlebte einen wichtigen Aufschwung.62 Im Banat erhielten die Führer der deutschen Volksgruppe die Leitungsstellen in der Verwaltung, während in Syrmien fast eine Hälfte aller Gemeinden deutsche

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60 Shimizu (wie Anm. 57), S. 98-119; Kačavenda (wie Anm. 1), S. 30-31; Branislav Popov Miša, Nemaèki zatvori i koncentracioni logori u Banatu 1941-1944. Beograd 1992, 10-25.
61 Shimizu (wie Anm. 57), S. 122-123; Wuescht, Jugoslawien, S. 264; Völkl (wie Anm. 32), S. 70-71; Beer (wie Anm. 58), S. 130-132; Slobodan Milošević: Kvislinške snage u Banatu u službi nemačkog okupatora 1941-1944. godine. In: Vojno-istorijski glasnik, 1, 1979, S. 140; Atanacković, Zemun (wie Anm. 59), S. 52; Ders., Srem, S. 89; Zdravko Krnić: The German Volksgruppe in the Independent State of Croatia as an instrument of German occupation policy in Yugoslavia. In: The Third Reich and Yugoslavia 1933-1945. Belgrade 1977, 610-612. Über die reichsdeutschen Konzeptionen siehe: Hans-Ulrich Wehler: „Reichsfestung Belgrad“. Nationalsozialistische „Raumordnung“ in Südosteuropa. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, XI (1963), 1, S. 72-84.
62 Über die Lage der deutschen Volksgruppe im USK, wo die Beziehungen mit der Ustascha-Regierung nicht immer reibungslos waren, vgl. Wilhelm Sattler: Die deutsche Volksgruppe im Unabhängigen Staat Kroatien. Ein Buch von Deutschen in Slawonien, Syrmien und Bosnien. Graz 1943; Krnić, The German Volksgruppe (wie Anm. 61) S. 607-609, 613-615; Ders.: Prosvjetna i kulturna djelatnost Njemačke narodne skupine u NDH. Časopis za suvremenu povijest, 2, 1978; Z. Krnić, S. Ljubljanović, C. Tomljanović, Neki podaci o organizaciji i radu Njemačke narodne skupine u NDH. In: Zbornik Historijskog instituta Slavonije, I (1963), S. 13-40; 371-374, Das Schicksal (wie Anm. 3), S. 50E-54E. Über das Banat siehe: Milošević (wie Anm. 61), S. 141-149; Ljubica Šijački: Teror i pljačka okupatora u Banatu 1941-1944, Istraživanja, 7, 1979, 224-230; Völkl (wie Anm. 32) S. 73-78; Vegh (wie Anm. 53), S. 515-517; Kačavenda (wie Anm. 1), S. 33-34; Shimizu (wie Anm. 57), S. 177-179, 188-196; Das Schicksal (wie Anm. 3), S. 55 E- 57 E; Casagrande (wie Anm. 50), S. 174-176.

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Gemeindevorsteher bekam.63 In der Batschka, wo der national bewusste Teil der Deutschen mit dem Anschluss an das zu den Minderheiten nicht tolerante Ungarn sehr unzufrieden war, gestaltete sich die Situation viel ungünstiger.64 Die Deutschen aus der Batschka wurden mit jenen des vergrößerten Ungarn vereinigt, und da sie in Jugoslawien bessere Entfaltungsmöglichkeiten als die in Trianonungarn hatten, bildeten sie mit den Sachsen Nordsiebenbürgens den radikalsten Teil der neuen Volksgruppe. Sie trugen entscheidend zur Radikalisierung der Deutschen in Trianonungarn bei, die im Volksbund organisiert worden waren und übernahmen mit den Siebenbürgen Sachsen zum großen Teil die führenden Stellen innerhalb der Volksgruppe. Das Genossenschaftswesen der Deutschen in Ungarn entwickelte sich hauptsächlich unter ihrem Einfluss.65

Der Einfluss des Deutschen Reiches war aber keinesfalls nur positiv. Er brachte auch viele Nachteile, welche die Donauschwaben in den drei Gebieten erst im Verlauf des Krieges stärker wahrnahmen. Vor allem wurden die Organisationen der Volksgruppen nach dem NS-Vorbild organisiert und sie gerieten unter starken Einfluss der NS-Ideologie. Wie im Deutschen Reich war der Einzelne unwichtig und der „Volkskörper“ alles. Wie im Reich begünstigte diese Einstellung die Missachtung der Menschenrechte und nicht nur der Deutschen. Ein weiteres Problem wurde erst allmählich deutlich: von den Angehörigen der Volksgruppen wurden größere Wirtschaftleistungen erwartet. In der ersten Zeit waren sie teilweise durch bessere Versorgung ausgeglichen, aber bald waren sie wegen des Abzugs von Arbeitskräften zum Militärdienst immer schwerer zu erfüllen.66 Anfänglich benutzte ein Teil der Donauschwaben die geänderte historische Situation um sein Eigentum durch Ankauf oder Ausnutzung des Vermögens ihrer serbischen und vor allem jüdischen Mitbürger zu vergrößern. Dieser Prozess war mit der Verfolgung und bald darauf auch mit der Vernichtung der Juden verbunden. Auf diese Weise wurde ein Teil der Donauschwaben (in erster Reihe die führenden Leute der Volksgruppe) zu Mittätern der Machthaber aus dem Deutschen Reich.67 Bald nach der Zerschlagung Jugoslawiens und mit dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion mussten alle Volksdeutschen Militär- bzw. Polizeidienst leisten. Obwohl es donauschwäbische Waffen-SS Freiwilligen schon vor dem Aprilkrieg von 1941 gab, wurde der allgemeine Waffendienst der Volksdeutschen erst mit den Verlusten auf der Ostfront und der Ausweitung des Partisanenkampfes unerlässlich. Dies hatte prekäre Folgen auf zwei verschiedenen Gebieten. Einerseits begingen einige Donauschwaben bei ihrem Einsatz in der Waffen-SS, Wehrmacht, Hilfspolizei oder als KZ-Wächter Kriegsverbrechen und fast alle
63 Von 156 Gemeindevorsteher in Syrmien, 75 waren Deutsche, 81 Kroaten. Vgl. Atanacković (wie Anm. 59), Srem, S. 94; Ders., Zemun, S. 59.

64 Mirnić (wie Anm. 24), S. 87-93, 103-121.
65 Mirnić, (wie Anm. 24) o.c., 122-150, 163-170; Norbert Spannenberger: Der Volksbund der Deutschen in Ungarn 1938-1945 unter Horthy und Hitler. München 2002, S. 260-268, 326-330, 370, 402; Loránt Tilkovszky: Ungarn und die deutsche “Volksgruppenpolitik” 1938-1945. Budapest, Köln 1981, S. 152-153, 195-196, 211,275.
66 Šijački (wie Anm. 62), S. 288; Karl-Heinz Schlarp: Wirtschaft und Besatzung in Serbien 1941-1944. Ein Beitrag zur nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik in Südosteuropa. Stuttgart 1986, 346-347, 353; Atanacković, Srem (wie Anm. 59), 105-106; Krnić, The German Volksgruppe (wie Anm. 61), S. 617-618; Mirnić, (wie Anm. 24), S. 219-229; Božidar Ivković: Neki metodi ekonomske politike i privredne pljačke okupatora u Banatu 1941-1944. In: Vojvodina 1941. Radovi i diskusije sa skupa istoričara u Subotici 9. i 10. decembra 1966. godine. Novi Sad 1967, S. 185- 193. Im Banat erfuhr besonders die Produktion der Ölpflanzen einen beträchtlichen Zuwachs. Vgl. Shimizu (wie Anm. 57), S. 387. Auch Industriepflanzen für die Kriegswirtschaft des Deutschen Reiches wurden in zunehmenden Umfang gepflanzt. Vgl. Mirnić (wie Anm. 24), S. 225-228.
67 Kačavenda (wie Anm. 1), S. 35-40, 52-53; Božidar Ivković: Uništenje Jevreja i pljačka njihove imovine u Banatu 1941-1944, Sonderdruck aus Tokovi revolucije I, S. 378-379, 384; Atanacković, Srem (wie Anm. 59), 89-90,110; Schlarp (wie Anm. 66), S. 299-300, 343-345; Mirnić (wie Anm. 24), S. 108-113; Shimizu (wie Anm. 57), S. 245-255.

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gerieten in Konflikt mit ihren slawischen Nachbarn.68 Andererseits wirkten die Opfer an der Front, aber auch die zunehmenden Überfälle von Partisanen auf deutsche Siedlungen bei den breiten Massen ernüchternd. Dadurch wurde eine Einstellung gegen den Militärdienst reaktiviert, die bei den Donauschwaben zuvor verbreitet war.69 Aufrufe der Kommunistischen Partei Jugoslawiens an die Volksdeutschen, sich der Partisanenbewegung anzuschließen, fanden kaum Gehör.70. Wegen der deutschen Propaganda und der Lage vor ort glaubte die überwiegende Mehrheit der Volksdeutschen, dass die Niederlage des Deutschen Reiches zu ihrem Untergang führen würde. Sie sahen keine Möglichkeit aus dieser Verstrickung herauszukommen. Dies war die logische Folge der NS-Lehre von der Volksgemeinschaft, die nicht nur eine Blutgemeinschaft, sondern auch eine Schicksalsgemeinschaft sei. Außerdem sorgten die immer strengeren Maßnahmen der Volksgruppenführungen gegen die Kritiker dafür, dass es unter den Donauschwaben nie zu einem organisierten Widerstand kam. Auf diese Weise blieben die Deutschen in Syrmien, in der Batschka und im serbischen Banat bis zum Ende auf Gedeih und Verderb mit dem Reich verbunden.

Das Reich hatte immer seine eigene Interessen an die erste Stelle gesetzt: so war es vor dem Krieg, so war es während des Krieges, und so blieb es bis zum Ende. Als die Rote Armee sich dem donauschwäbischen Siedlungsgebiet näherte, zögerten die Dienststellen des Deutschen Reiches mit der Evakuierung, damit der Durchhaltewille der Ungarn und der Ustascha nicht untergraben werde. Auch sollten die Strassen für die Wehrmacht frei bleiben und die Ernährungslage im Reich nicht weiter erschwert werden. Als sehr spät die Evakuierung der Donauschwaben beschlossen wurde, setzten sie die Volksgruppenführungen mit Zwang durch: der Einzelne hatte keine Wahl. Das grausame Schicksal, das die in Jugoslawien Verbliebenen erlitten hatten, diente nach dem Krieg den ehemaligen Führern der

68 Das umfangreichste wissenschaftliche Werk über den Kriegseinsatz der Vojvodinadeutschen ist das oben erwähnte Buch von Casagrande (wie Anm. 50). Das Buch von Otto Kumm: “Vorwärts, Prinz Eugen!”, Geschichte der 7. SS-Freiwilligen-Division “Prinz Eugen”. Osnabrück 1978, ist ein Musterbeispiel apologetischer Militärgeschichtsschreibung. Siehe auch: Mirnić (wie Anm. 24) S. 171-218, 313-324; Ders.: The Enlistment of Volksdeutschers from the Bačka Region in the Waffen SS. In: The Third Reich and Yugoslavia, 654-669; Antun Miletić: The Volksdeutschers of Bosnia, Slavonia and Srem Regions in the Struggle against the People’s Liberation Movement, in: The Third Reich and Yugoslavia, 559-603; Krnić, The German Volksgruppe (wie Anm. 61), S. 615-617; Das Schicksal (wie Anm. 3), S. 64 E-75 E; Atanacković, Srem (wie Anm. 59), S. 106; Holm Sundhaussen: Zur Geschichte der Waffen-SS in Kroatien 1941-1945. In: Südost-Forschungen, XXX (1971), S. 176-195; Božidar Ivković, Koncentracioni i radni logori u Banatu 1941-1944 (Primena fašističkih metoda genocida), Zbornik Matice srpske za društvene nauke, 39, 1964, 108-133; Miša (wie Anm. 60); Shimizu (wie Anm. 57), S. 196-197, 207-210, 218-241, 313-382; Europa unterm Hakenkreuz, Bd. 6. Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945), Berlin, Heidelberg 1992, S. 213, 227, 240-242, 251, 320, 398; Spannenberger (wie Anm. 65), S. 283-299, 355-365, 376-385; Tilkovszky, (wie Anm. 65), S. 183-189, 265-275, 317-320. Über den Militärdienst der Volksdeutschen vgl.:Valdis O. Lumans: The military obligation of the Volksdeutsche of Eastern Europe towards the Third Reich. In: East European Quarterly, XXIII (1989), 3, S. 305-325; Robert Herzog: Die Volksdeutschen in der Waffen-SS, Tübingen 1955. In Südosteuropa, die größte Zahl der Volksdeutschen die Militärdienst leisteten kam aus dem USK und dem serbischen Banat. Vgl. Shimizu (wie Anm. 57), S. 238.
69 Trotz der beträchtlichen Zahl der Freiwilligen (besonders in der Batschka woher fast die Hälfte der Waffen-SS Freiwilligen aus Ungarn kam), war der Militärdienst nie völlig freiwillig. Die Führer im Reich und in der Volksgruppen waren dessen bewusst, so dass Gewalt vom Anfang an verwendet worden war. Widerstreben gab es auch vom Anfang an, aber es hat sich nie als kohärente Bewegung organisiert. (Mikrofilm Bonn 8 / 561, 565; Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, R 100 384; Shimizu (wie Anm. 57), S. 181-184, 197, 224-236; Lumans, The military obligation (wie Anm. 68), S. 312-314; Spannenberger (wie Anm. 65), S. 293, 346, 355, 365; Tilkovszky (wie Anm. 65), S. 265, 317-320; Mirnić, (wie Anm. 24) S. 174, 180-181, 204-205, 317, 321, 324.
70 Atanacković, Srem (wie Anm. 59), 139; Lj. Vasilić, PK KPJ za Vojvodinu 1941-1945. Godine, Novi Sad 1971, 122, 240-244, 335-336; Jovan Popov, Glavni narodno-oslobodilački odbor (GNOO) Vojvodine 1943-1945. Godine. Novi Sad, Sremski Karlovci 1977, S. 6.

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Volksgruppen als Beweis, dass sie richtig handelten – und zwar während ihrer ganzen Amtszeit.

Das rasche Vordringen der Roten Armee und mit ihr der Tito-Partisanen sowie das Zaudern der NS-Führung in Belgrad und Berlin, verhinderten die rechzeitige Evakuierung der deutschen Bevölkerung aus dem Banat. In der Batschka benutzte man den Anfang der Evakuierung der magyarischen Beamten und Zivilisten, um auch viele Donauschwaben zu evakuieren. Die Syrmiendeutschen hatten Glück mit ihrer geografischen Lage: sie wurden zu 90% erfolgreich evakuiert. Die NS-Machthaber haben viele Deutsche aus der Vojvodina evakuiert, aber nicht mit ihrem Besitz ausgesiedelt. Die Donauschwaben sollten bald nach Hause zurückkehren, denn nur auf diese Weise konnten sie als Vertreter der Wirtschaftsinteressen des Deutschen Reiches in Südosteuropa von Nutzen sein.71 Sie waren für die NS-Führung nur ein Instrument für ihre Machtausübung – wie auch das gesamte deutsche Volk.

Für ihr Vertrauen in die Führung des Deutschen Reiches zahlten die Deutschen aus Jugoslawien und besonders aus der Vojvodina einen höheren Preis als die Binnendeutschen. Die neuen kommunistischen Machthaber haben trotz ihrer Ideologie der Gleichberechtigung der Völker eine furchtbare Rache an den in Jugoslawien verbliebenen Deutschen geübt. Nach der ersten Welle der Massenmorde, Vergewaltigungen und Plünderungen folgte die Deportation in die Sowjetunion. Danach wurden die überlebenden Volksdeutschen in Konzentrationslagern inhaftiert, wo etwa 50.000 ihre Leben lassen mussten.72 Obwohl die Deutschen vermutlich als einzige Gruppe in Jugoslawien am Ende des Zweiten Weltkrieges klüger als an seinem Anfang waren, versuchten die kommunistischen Behörden nicht sie umzuerziehen oder für sich zu gewinnen. Sie wollten die Reste der deutschen Minderheit einfach loswerden. Die Gründe dafür sind noch unzureichend erforscht. Es ist jedoch gesichert, dass die neuen Machthaber nicht versuchten, die Schuldige zu ermitteln und zu verurteilen. Stattdessen wurde die ganze Minderheit als “faschistisch” und “verbrecherisch” eingestuft und kollektiv bestraft.73 Dabei ist die Mehrheit der Führer der Volksgruppe und der Schuldbeladenen rechtzeitig entkommen. Für die Verbrechen der Nazis wurden Frauen, Kinder und Greise bestraft. Durch dieses unmenschliche Verfahren ist nicht nur eine Tragödie entstanden, sondern auch ein Mythos über die unschuldigen donauschwäbischen Märtyrer, den die ehemaligen volksdeutschen Führer jahrzehntenlang verbreitet haben. Er diente ihnen dazu, um ihre eigene Schuld mit den Leiden der Unschuldigen zu verdecken. Der Leidensweg der in Jugoslawien verbliebenen Deutschen der Vojvodina und die Propaganda der ehemaligen Führer haben verhindert, dass viele Donauschwaben die wahre Rolle ihrer Volksgruppe erkennen. Diese Rolle war doppelt tragisch: zuerst sind sie in Konflikt mit ihren slawischen und jüdischen Nachbarn geraten, und dann haben sie auf grausame Weise zahlreiche Menschenopfer erlitten. Am Ende verloren sie auch ihre Heimat. Das der Nationalsozialismus in dieser Tragödie der Hauptfaktor gewesen war, blieb manchen verborgen.

Die Donauschwaben der Vojvodina hatten das Unglück gehabt, dass sie sich als Volksgruppe zu einer Zeit erklärten, als der Einfluss des Nationalsozialismus auf die deutsche Minderheiten in ganz Europa entscheidend war. Ihre Geschichte, soziale Struktur, aber auch

71 Das Schicksal (wie Anm. 3), S. 83 E-88 E, 91-196; Der Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien, I-IV, München 1991-1995; Zoran Janjetović, Between Hitler and Tito. The Disappearance of the Vojvodina Germans. Belgrade 2000, S. 121-177.
72 Das Schicksal (wie Anm. 3), S.107 E-116 E, 345-520; Janjetović, Between Hitler und Tito, S. 256-294.
73 Die Kommission für die Feststellung der Verbrechen der Okkupanten und ihrer Helfer hat die Bezeichnung Kriegsverbrecher sehr häufig gebraucht: in der Batschka wurden offiziell 929 Donauschwaben (von insgesamt 170.000 Deutschen im Gebiet) als Kriegsverbrecher bezeichnet. Vgl. Mirnić (wie Anm. 24), S. 331. Unter den deutschen Kriegsgefangenen (aus dem Reich und Jugoslawien) wurden 1.362 zu Kriegsverbrecher erklärt. Vgl. AJ, 110, f. 2.

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die Politik des Staates und der Kirchen haben es verhindert, dass unter ihnen verschiedene politische und ideologische Optionen entstanden. Da sie zahlenmäßig schwach waren, erwarteten sie die Verbesserung ihrer Lage vom Deutschen Reich, dessen Führer aber andere Interessen als die Donauschwaben hatten. Für es waren die Volksdeutschen nur ein Instrument der Außenpolitik. Die Dienststellen des Deutschen Reiches haben die Not der Volksdeutschen für eigene machtpolitische Ziele missbraucht, was die Hitzköpfe, Habgierigen und Sadisten unter den Donauschwaben nicht von ihrer Verantwortung entlastet. Aus der Kombination dieser Faktoren ist eine Tragödie entstanden, in der verschiedene Völker der Region viele Opfer zu verzeichnen hatten. Das Schicksal der Donauschwaben war am Ende so tragisch, dass viele von ihnen den historischen Kontext nicht erkannten.

 

Donauschwaben Wappen

Donauschwaben – Wappen

 

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